Was ist Partizipation?

Die Jugend steht im Fokus der Gesellschaft: Gewalt, Vandalismus und Drogenkonsum sind Themen, die bewegen. Fakt ist, dass Probleme existieren und angegangen werden müssen. Fakt ist aber auch, dass die meisten Jugendlichen in der Schweiz kein Problem haben, sondern Ideen und Wünsche und eine Ressource für die Gemeinschaft darstellen – sie sind die Bürgerinnen und Bürger der Zukunft. Aber nur dann, wenn man sie auch partizipieren lässt.

Doch was bedeutet Partizipation überhaupt? Zunächst einmal beinhaltet Partizipation Freiwilligkeit, Entscheidungsfindungsprozesse und den damit verbundenen Diskurs, Verbindlichkeit und Verantwortungsübernahme, wobei im Hinblick auf die Partizipation von Kindern und Jugendlichen speziell Wert auf eine ausgeglichene Machtverteilung und damit einen gleichberechtigten Austausch zwischen den Generationen gelegt werden muss:

Definition Biedermann (2006, S. 116): Partizipation ist zu verstehen als „freiwillige Teilnahme an öffentlichen – im Sinne von allen Mitgliedern offen stehenden, gemeinschaftlichen Entscheidungsprozessen, wobei der Prozess der Entscheidungsfindung auf Diskursivität gründet und gekennzeichnet ist durch klar definierte – möglichst ausgeglichene – Machtverteilung auf alle und Verantwortungsübernahme von allen Beteiligten.“

Der Begriff Partizipation wird für viele Beteiligungsformen verwendet, allerdings gilt es, genau hinzuschauen: Allzu oft werden Kinder und Jugendliche leider nur als „Dekoration“ mit einbezogen – Heranwachsende realisieren dies jedoch schnell und reagieren sensibel auf als Partizipation getarnte Alibiübungen. Widerstand und mangelndes Interesse können die Folge davon sein.“

Engagement für eine eigene Idee wird oft bereits im Keim erstickt, obwohl es für die Umsetzung meistens nicht viel bräuchte: Den richtigen Kontakt zum richtigen Gespräch, eine geringfügige finanzielle Unterstützung und manchmal sogar nur die Anerkennung, auf dem richtigen Weg zu sein – all das bestätigt sich in der täglichen Arbeit von infoklick.ch. Es ist also die Aufgabe der Gesellschaft, die bestehenden Hürden so weit wie möglich abzubauen, damit das Engagement der jungen Generation entsprechend gefördert wird. Um wirkliche Partizipation zu gewährleisten, benötigt es Modelle, die echte Möglichkeiten zur Mitbestimmung an Entscheidungsprozessen anbieten. Hier setzt JugendMitWirkung an.

Die langfristige Einführung von partizipativen Strukturen – beispielsweise auf Gemeindeebene – scheitert zudem oft an zu hohen Erwartungshaltungen der Erwachsenenwelt. Plötzlich soll Partizipation gelebt werden; partizipative Prozesse sollen alle Probleme lösen und alle Jugendlichen berücksichtigen. Mitwirkung funktioniert aber nicht von heute auf morgen und „die Jugend“ als homogene Gruppe existiert nicht. infoklick.ch versteht Partizipation als Grundhaltung, die sich durch alle Lebensbereiche ziehen muss, und die Massnahmen müssen genauso vielfältig sein wie die Jugend selbst – Partizipation ist aus dieser Optik also eine Kulturtechnik, die es früh zu erlernen gilt und Zeit braucht. Insofern versteht infoklick.ch JugendMitWirkung als einen einzelnen Baustein einer ganzheitlichen Mitwirkungskultur.

Ein Blick auf bereits Existierendes lohnt sich also. Im ausserschulischen Bereich liegt der Fokus einerseits auf Vereinen und Verbänden, die seit Jahrzehnten im Bereich der Jugendförderung aktiv sind: Lokale Vereine aus Sport, Freizeit und Kultur schaffen ebenso Angebote von und mit Jugendlichen wie Jugendverbände, beispielsweise Pfadi, Blauring/Jungwacht und Cevi. Auf nationaler Ebene sind die Jugendverbände in der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) organisiert.

Seit rund zwanzig Jahren hat sich in der Schweiz die Offene Jugendarbeit als weiteres wichtiges Instrument der Jugendförderung auf Gemeindeebene etabliert. Im Gegensatz zu den Angeboten von Verbänden und Vereinen besteht jedoch für die Jugendlichen in der Offenen Jugendarbeit keine Verpflichtung, Mitglied in einer Vereinigung zu werden. Die Offene Jugendarbeit ist politisch und konfessionell neutral, wird meist von der öffentlichen Hand getragen oder unterstützt und organisiert sich in regionalen, kantonalen und schliesslich im nationalen Dachverband Offene Jugendarbeit (DOJ).

In dieses Segment der ausserschulischen, Offenen Jugendarbeit fallen unter anderem Modelle wie zum Beispiel die Jugendparlamente, organisiert und getragen vom Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) oder JugendMitWirkung von infoklick.ch.

Eine wichtige Rolle kommt aber auch der Schule zu, denn dort verbringen Kinder und Jugendliche einen grossen Teil ihrer Zeit. Es existieren Modelle, die Kinder bereits in der Kindertagesstätte oder im Kindergarten zur Mitwirkung animieren. Stichworte hierzu sind Kinderkonferenzen, später SchülerInnenkonferenzen, SchülerInnenräte und –parlamente. Auch in diesem Segment sind private Vereine am Werk, wie beispielsweise der Verein Ideenbüro. Auf professioneller Ebene in diesem Setting, vergleichbar zur Offenen Jugendarbeit im ausserschulischen Bereich, ist die Schulsozialarbeit in den letzten Jahren ein wichtiges Thema geworden.

Diese Aufzählung ist nicht vollständig – sie soll vielmehr einen Eindruck vermitteln, dass Partizipation nicht die Aufgabe einer einzelnen Institution, sondern ein Querschnittsthema sein muss. Ein sinnvoller, massgeschneiderter Massnahmenmix in der Gemeinde holt Kinder und Jugendliche früh ab und macht Mitwirkung und Engagement im Verlaufe der Zeit zu etwas Selbstverständlichen.